Sizilien im Mai 2006

Bericht von Ernst Burmann


Fr, 12.5.06

Jonas bringt Frau Geiß und mich nach Seligenweiler, wo der Bus aus Rothenburg schon auf uns wartet. Ohne Verzögerung erreichen wir 35 aus Franken und Schwaben STOCCARDA AEROPORTO und PALERMO, wo der braunäugige Luigi uns erwartet.

Stadtführerin Gitti zeigt uns Palermo: die Kathedrale mit den Königs- und Kaisergräbern. Nur Federico (Friedrich II) und Konstanze, Heinrich und Roger durften in die purpurfarbenen Porphyrsärge gelegt werden. Die Rosen vor Friedrichs Grab stammen(meistens) von Deutschen. Er wird ja das „Staunen der Welt“ genannt, STUPOR MUNDI.

In Monreale erzählt Gitti biblische Geschichten von Schöpfung und Erlösung, die in den Wandmosaiken dargestellt sind.


Sa, 13.5.

Wandern im Naturpark, Schwimmen in einer wundervollen Bucht, Antipasti im Weingut, erhabener Tempel von Segesta. Im dortigen Theater mit guter Akustik bin ich für 20 Minuten Paulus und predige aus seinen Briefen.


So, 14.5.

Einige gehen zur schlichten Neun-Uhr-Messe in die Kathedrale, andere in die Sammlung Würth in Normannenpalast. Der großherzige Schwabe lässt die Capella Palatina restaurieren und gleichzeitig einige Dutzend von seiner 7000 Kunstwerke umfassenden Sammlung ausstellen, diesmal „Von Spitzweg bis Baselitz“

Um 10 verlassen wir Palermo, eine Stunde später kommen wir in Cefalu an, betrachten die Stadt von mehreren Seiten, und den jugendlichen Pantokrator in der Cattedrale. Überfahrt nach Vulcano. Herrliches Abendessen auf der Terrasse des Hotels.


Mo, 15.5.

Um fünf geht das Wecktelefon und der Handywecker. 15 Minuten später treffen sich zehn zum Aufstieg auf den Vulcanokrater. Voll noch leuchten Mond und Morgenstern an den Enden des Himmels, Vögel melden den neuen Tag, dessen Helle sich zeigt. Am Hafen folgt man der Straße nach Piano, bis nach einem Kilometer ein riesiges Schild die Abzweigung „Sentiero per il cratere“ anzeigt. Breiter Wanderweg auf Vulkanschotter. Zwischen blühenden und duftenden Ginsterbüschen geht es sanft, zwischendurch steil, nach oben. Das Kassenhäuschen ist noch verwaist. Unvermittelt wechselt der Untergrund von schwarzer Lava zu rotem zerfurchtem Ton. Immer deutlicher zeigt sich die grüne Insellandschaft mit dem Vulcanelloköpfchen. Dass die Sonne aufgegangen ist, melden die rosa Wolken und der rote Felsen gegenüber und die „küssenden Steine“: Lange Schatten berühren die Nachbarsteine.

Auf der Höhe von 300 Metern treffen wir auf rauchende Fumarolen und das leuchtende Licht des Tages.

Nach wenigen Metern ist der Kraterrand erreicht. An einem schmalen Abschnitt rauchen Dutzende von Schwefelschloten. Wir riechen es und hüsteln. Wunderbare Bilder ergeben sich im gedämpften Gegenlicht.

Vor einem Abstieg in den 150 Meter tiefer liegenden ebenen Kraterboden wurden wir gewarnt. Die Mutigen, die auf dem Kraterrand den Vorhang aus Schwefelrauch durchschritten hatten, umrunden den ganzen Krater, die anderen begnügen sich mit der rauchfreien Hälfte. Der Abstieg ist leicht und im schwarzen Sand gut abgefedert.


Noch vor acht beginnt ein weiteres Vergnügen: das schweflige Schlammbad. Eine Donauwörtherin begrüße ich mit „Buon Giorno“. Sie erzählt mir, dass sie vier Wochen hier verbringe, sich selbst bekoche im Hotel Giotto. Der Mann würde sie nach so vielen Jahren nicht vermissen, sie ihn auch nicht, eher die Töchter und die Enkel. Jedes Jahr komme sie hierher, genieße es und mache kaum Ausflüge. Sie lässt sich unser Programm erzählen und fragt nach dem Preis.

Weiter geht es mittags mit dem Schiff zur Insel Stromboli. Im letzten Jahr sahen wir vom Schiff aus acht Stromboli Explosionen in einer Dreiviertelstunde. Wie wird es heute?

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Nach dem Abendessen erwartet uns ein Schiff und erreicht bereits nach einer Viertelstunde eine Stelle mit guter Sicht auf das Geschehen am Gipfel. Meist senkrecht, vergleichbar einer Kerze oder einem Weihnachtsbaum stiegen die Eruptionen im Vier-Minuten-Abstand nach oben, der mondlose Himmel zeigte seine Sternenpracht angeführt von Jupiter, im Zenit ein Sternhaufen beim Löwen. Skorpion ist vollständig am unteren Abhang des Stromboli zu sehen. Ein großes Erlebnis, ein hyperaktiver Stromboli, etwa 12 Ausbrüche in einer knappen Stunde.


Die zehn Berggänger hatten ihr Erlebnis (siehe Bericht von Karlheinz .Lechler) : anstrengender Aufstieg, viele Eruptionen, etwas Gedränge am Gipfel, staubiger Abstieg mit Mundschutz, Schwertfisch um halb elf.


Überfahrt mit einem Flügelboot der ULICA Linie, Mittagessen am Ufer mit Reisbällchen und Orangen.


Gewatet im Alcantara-Fluss, 12° kalt, begrenzt von herrlichen Felssäulen.

Das Airone (ADLER) Hotel in Zafferana Etnea familiär wie eh und je.


Mi, 17.5.

Das Erlebnis Ätna auf fast 3000 Metern. Hoch mit dem Bus, der Gondel und kraftvollen Kleinbussen in eine durch Schnee und Lava gefärbte Schwarzweißlandschaft mit steilen, überwachsenen, rauchenden und stillen Kratern. Einige sind auch rötlich oder schwefelgelb. Es sollen 200 sein.


Do, 18.5.

Mariella führt durch Siracusa, locker über die Historie referierend, effektvoll die Gegenwart kommentierend: „Es heißt nicht con gas, das habt ihr erfunden, es heißt fri-zzan-to“, dabei meint sie das Mineralwasser.

Im Dom, einem früheren dorischen Tempel, hat man das Offene zugebaut, das Geschlossene geöffnet, später noch drei Kapellen in die Südwand gehauen.


Fr, 19.5.

Die Sonne braucht eine Weile, mich hinauszulocken ins morgendliche RAGUSA. Die Barockstadt bröckelt. Kaum restaurierte Fassaden. Venedig auf den Ibleischen Hügeln. Von der Terrasse Santa Maria della Scala blicke ich auf Ibla, das hinter einem steilen tiefen Tal um den Dom herum auf gotischen Grundmauern nach dem Erdbeben 1693 wieder aufgebaut wurde.

Nach dem Frühstück, bei dem mir lächelnd ein doppelter Espresso Macchiato serviert wird, fahren wir in die „Halbstadt“ Ibla, singen im Dom „Lobe den Herren“, probieren die kakaobutterfreie Schokolade und erleben die Vorbereitungen zum St. Georgsfest, das heute Abend mit einer Prozession richtig beginnt. Die Reiterstatue des Stadtpatrons und sein Reliquienschrein sind schon auf lange Stangen montiert, die halbstundenweise von bußfertigen Männern getragen werden. Die Straßenbeleuchtung erinnert an deutschen Adventsschmuck in Fußgängerzonen.

Das Mittagessen sind hausgemachte Bandnudeln, für einige Teilnehmer die besten bisher, und rotgrüner, leuchtender, wohlschmeckender Salat.

Die Mosaiken in PIAZZA ARMERIA sehen wir, bevor die Schulklassen kommen. Es ist natürlich sehr heiß dort und „meine Freundin“, die Sportlerin mit der Palme im Mosaik der Mädchen, ist treu. Doch die ganze Anlage kommt mir vor wie ein abgestorbenes Korallenriff, sehr grau und manches zerstört.

Abends kommen Loredana, Luigis Gattin und die zweijährige Elena zur Freude der Gruppe ins Hotel.


Sa, 20.5.

Am letzten Tag ist es herrlich, den Garten des Hotels ein wenig zu genießen und erst um 10 zu starten. Gruppenbild. Im Museum von Agrigent faszinieren der Marmorknabe und der Sarkophag für ein Kind. Prof. Bückmann zitiert Schillers Nänie: Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich. Nur das Gemeine zieht klaglos zum Orkus hinab.

Zwei Tempel im „Tal der Tempel“ sind teilweise eingerüstet. Ob CONCORDIA, einer der drei Tempel, wie ursprünglich mit Farben gefasst wird? Es wird offensichtlich diskutiert. Das Ergebnis wird man in einem späteren Jahr sehen, so Gott will.


Durch den späten Heimflug noch ein voller Ausflugstag.