Zypern – eine Kulturreise ganz besonderer Art
31 Reiselustige besuchten mit Pfarrer Ernst Burmann vom
11. –18.02.01 Zypern
Zypern ist ein kleines Land mit einem kulturellen Erbe
von solchem Umfang und Bedeutung, dass eine ausführliche Darstellung
in dieser Veröffentlichung schlichtweg unmöglich wäre, daher
möchte ich mich auf das Erlebte dieser Reise beschränken.
Nach einem angenehmen Flug mit der Cyprus Airways, der
uns herrliche Blicke auf die Alpen gewährte, landeten wir in Larnaka.
Zu unserem Zielort Lemesos, , brachte uns der bereitstehende Bus von Biblischen
Reisen ins **** Hotel Atlanta wo wir für sieben Tage wohnten.
Zypern ist eine äußerst
überschaubare Insel. Dabei ist sie mit 9251 km² Fläche immerhin
die drittgrößte im Mittelmeer nach Sizilien und Sardinien vor
Korsika und Kreta. Zyperns größte Ausdehnung beträgt der
Länge nach 224 km und der Breite nach 96 km.
Die Insel Zypern, insbesondere das südliche Tróodos-Gebirge,
stellt eine geologisch äußerst interessante Gesteinsformation
dar. Das 1951 m hohe Gebirgsmassiv (mit dem Olympos als höchster Erhebung)
gilt als Relikt des bis vor rund 60 Mio. Jahren existierenden Ozeans namens
Tethys, der Afrika von Eurasien trennte.
Kali´mära (Guten Morgen)
begrüßte uns eine junge sympathische Stimme im einwandfreiem
Deutsch am Morgen vor unserer ersten Exkursion. Ich bin Marianna,
ihre Reisebegleiterin für die nächsten sieben Tage und unser
Busfahrer heißt Pampas. – kali´mära -.
Marianna Simon hat fünf Jahre in München u.a.
Sprachwissenschaften studiert und ist eine exzellente Kennerin ihres
Landes und seiner Kultur.
Das mittelalterliche Kastell, Markthalle
und die Altstadt von Limassol war unser erstes Ziel. Das älteste Gebäude
in Limassol ist die Burg aus dem 13.Jh., deren heutiges Gesicht aus der
Türkenzeit stammt. Die gotische Halle im Erdgeschoss ist besonders
eindrucksvoll. Hier befinden sich auch Wandtafeln mit den wichtigsten Stationen
der Ausgrabungen der ganzen Insel. Heute birgt die Burg ein Museum des
Mittelalters.
Die Johanniterburg von Kolossi mit dem 23 m hohen Wohnturm
und Zuckermühle, die sich über Weinfelder aus der flachen Ebene
erhebt, zur Zeit der Kreuzritter waren hier ausgedehnte Zuckerrohrplantagen.
Die Kreuzritter vom Johanniterorden ließen sie 1210 erbauen. Sie
waren schon Jahre zuvor von den Lusignans auf die Insel geholt worden,
um zur Unterwerfung der Zyprioten beizutragen. Auch nach der Übersiedlung
des Ordens auf die Insel Rhodos im Jahre 1310 blieb eine Ordensgruppe –
Commandaria genannt – in Kolossi stationiert. Die Commandaria, Namensgeberin
des berühmten Dessertweins, schützte und verwaltete den Ordensbesitz
auf Zypern, zu dem 60 Dörfer und ausgedehnte Ländereinen gehörten.
Das Heiligtum des Apollo Hylatas betritt man durch einen
blütenreichen Garten und gelangt zur Palästra. Die Heilige Straße
mündet dann auf den einzigen zypriotischen Tempel, der unserer Vorstellung
vom griechischen und römischen Tempeln nahe kommt.
Koúrion, in römischer Zeit Curium genannt,
wird bereits im 12 Jh.v.Ch. in einer ägyptischen Inschrift erstmals
erwähnt. Die Stadt war das Zentrum eines der zyprischen Stadtkönigreiche
und besaß aufgrund eines Apollon-Heiligtums überregionale Bedeutung.
Vom restaurierten Theater aus hat man einen unvergesslichen Blick auf den
Strand, die Halbinsel Akrotiri und das Meer.
Bei unserem Besuch erfüllte sich das Römische
Theater mit Leben, drei mutige Sopranistinnen und ein Bariton erfreuten
uns mit ihrem Gesang. Auch durften wir den Worten von Herrn Pfarrer Burmann
lauschen, der erst das Lied des Türmers aus Faust II vortrug, dann
in die Rolle des Paulus schlüpfte und zu seinen und Schwestern Brüdern
im weiten Rund die Botschaft von Glaube, Hoffnung, Liebe – aber die Liebe
ist die größte unter ihnen – überbrachte.
Nikosia (Lefkosia) Ziel am nächsten
Tag. Nikosia ist die letzte geteilte Hauptstadt der Welt. Sie liegt
im Zentrum der Mesaória, der Ebene >zwischen den Bergen<. Durch
die türkische Besetzung von 1974 ist Nikosia geographisch ins Abseits
gerutscht. Die Stadt verlor die Hälfte ihres Stadtgebietes, außerdem
ihr fruchtbares Hinterland und den internationalen Fluhhafen.
Den historischen und topographischen Kern Nikosias bildet
die fast kreisrunde Altstadt, die noch vollständig von ihrer Stadtmauer
aus venezianischer Zeit umgeben ist. Wir besuchten die Johanneskathedrale
mit dem Thron des Erzbischofs und den herrlichen Ikonen. Gleich neben der
Kathedrale schließt sich der Bau der Makários-Stiftung an
mit dem äußerst sehenswerten Ikonenmuseum. Hier wurden wertvolle
Ikonen aus zahlreichen Kirchen und Klöstern Zyperns zusammengetragen
wie uns Marianna eindrucksvoll schilderte.
Bei einem anschließenden Rundgang durch die Markthalle
konnten wir uns von der Vielfalt der auf Zypern erzeugter Produkte überzeugen
bzw. Kennenlernen. Das archäologische Nationalmuseum Zyperns (Zypern
Museum), der klassizistische Bau zeigt in 14 Sälen in sehr übersichtlichen
Anordnung alle wichtigen Funde aus den verschiedenen Kulturepochen der
Insel.
Der Ausflug am 4.Tag führte ins
Troodos-Gebirge das uns mit einer geschlossenen Schneedecke überraschte.
Auf aussichtsreichem Höhenweg erreichten wir das
Kloster Kykko das in der ganzen orthodoxen Welt bekannt ist. Es ist das
reichste Kloster Zyperns und der größte Grundeigentümer.
Das Kloster besitzt eine Marienikone, die vom Evangelisten Lukas persönlich
gemalt sein soll. Man sagt ihr regenspendende Wirkung nach. Ein Besuch
der 2 km entfernten Grabstätte des 1977 verstorbenen Präsidenten
Makarios III. schließt sich an. Erzbischof Makarios hat in Kykko
sein Noviziat absolviert und noch zu Lebzeiten eine Kapelle errichten lassen,
in deren Nähe er seine letzte Ruhestätte fand.
Die Kirche der Panagia Phorbiotissa in Asinou, eine kleine,
abgelegene und von außen völlig unscheinbare Satteldachkircke
(Scheunendachkirche) ist innen von oben bis unten mit hervorragenden Malereien
geschmückt. Zwei Drittel des Bildschmucks gehören zu einer Freskenserie
der frühen Komnenenzeit (byzantinische Kaiserdynastie 1081-1185),
die zum einen qualitativ besticht, weil sie von Hofkünstlern aus Konstantinopel
gemalt wurden, und zum anderen Seltenheitswert besitzt. Sie beherbergt
nämlich die einzigen aufs Jahr genau datierten Malerein des frühen
12. Jh. in der gesamten byzantinischen Kunst.
Am Abend erwartete uns dann eine Überraschung zum
Valentinstag. In der Hotelhalle wurde der Aperitiv gereicht und im festlich
geschmückten Ballsaal war zum Menü gedeckt. Jede Dame bekam beim
betreten des Saales von der Hotelleitung eine rote Nelke überreicht.
Das sehr ansprechend aufgebaute Büffet in der Halle
ließ keine Wünsche offen.
Larnaka, Ziel des 5.Tages. Die heutige
Stadt liegt auf den Ruinen des frühbronzezeitlichen und phönizischen
Kition. Die Franken nannten Larnaka Salines, nach dem Salzsee ganz in der
Nähe.
Die Lazaruskirche aus dem 10.Jh. ist eine der vier mittelbyzantinischen
Mehrkuppelkirchen Zyperns.
Der Legende nach ist Lazarus in seinem zweiten Leben,
nach der Auferweckung in Bethanien, nach Zypern gekommen und wurde hier
Bischof. Am Ort der Kirche wurde 890 ein Sarkophag entdeckt mit der Aufschrift
>Lazarus<. Eine Fahrt zum großen Salzsee und der Besuch der Moschee
Chala Sultan Tekke, einer islamischen Wallfahrtsstätte, und zur Angeloktistos-Kirche
in Kiti mit ihrem einzigartigen Marienmosaik in der Zentralapsis, schloss
sich an.
Ein Ausflug zur Steinzeitsiedlung Chirokitia
stand heute auf dem Programm. Es liegt auf und am Hang eines steilen Felsvorsprungs.
Chirokitia gehört zu den ältesten Siedlungen der Weltgeschichte
im >Fruchtbaren Halbmond<, der sich von Mesopotamien her über Syrien
und Zypern bis hinunter nach Ägypten erstreckte.
Ohne erkennbare Ordnung stehen die Grundmauern der Rundhäuser
links und rechts einer dicken Mauer die vom Fluss her den Hügel hinaufzieht.
Anschließend besuchen wir das Nonnenkloster St. Minas mit seinen
wertvollen Ikonen und weiter das malerisch Bergdorf Lefkara, das für
seine Stickereien berühmt ist. Die Frauen zeigen gern, wie die Stickereien
hergestellt werden. Die Technik ist mindestens 500 Jahre alt; schon Leonardo
da Vinci kaufte hier im Jahre 1481 Spitzen für ein Altartuch des Mailänder
Doms.
Auf dem Heimweg kehrten wir in einer Taverne ein wo Marianna
für uns Mesé bestellt hatte. An festlich gedeckter Tafel durften
wir die Köstlichkeiten genießen und den herrlichen Landwein
trinken.
Der letzte Tag unserer Exkursionen
führte uns in den südwestlichen Teil der Insel. Über Petrá
tou Romioú, dem sagenhaften Geburtsort der Aphrodite, fuhren wir
nach Geroskipou. Die Fünfkuppelkirche Agia Paraskevi vom Typ der byziantinischen
Mehrkuppelkirchen geht auf die Zeit des Bilderstreits im 9.Jh. zurück.
Im gesamten griechischen Raum sind Kirchen aus dieser Zeit äußerst
selten. Anikonische Freskenreste verbergen sich unter den späteren
Fresken im Altarraum. Paphos, wo einst Paulus vor dem römischen Stadthalter
stand (Apg. 13, 6-13) und die Königsgräber waren unser nächstes
Ziel. Sie tragen ihren Namen zu Unrecht, denn Könige wurden dort nicht
bestattet, sondern vielmehr höhere Beamte der ptolemäischen Verwaltungsmetropole,
Angehörige der griechischen Oberschicht. Der König des Ptolemäerreiches
residierte als Pharao in Alexandria. Großartige Mosaikfußböden
mit mythologischen Szenen. Der Säulenstumpf, westlich der Franziskaner-Kirche,
wird als Paulussäule bezeichnet. Eine Legende berichtet, dass Apostel
Paulus an jene Säule gefesselt und gegeißelt worden wäre.
Dieser letzte und schönste Tag unserer Reise klang mit einem ganz
besonderen Erlebnis aus. Am Aphrodite-Felsen Petra tou Romiou, hier lokalisiert
die Legende den Bericht Hesiods von der Ankunft der Aphrodite auf Zypern.
>>Aus dem Meer stieg die Ehrfurcht gebietende, schöne Göttin,
Blüten sprossen unter den Schritten ihrer Füße.<<
Hier durften wir einen Sonnenuntergang von einmaliger Schönheit erleben.
Wo die Wellen sich am goldenen Felsen der Aphrodite brechen, mit einem
Geräusch als würden es lauter stählerne Ketten sein, bis
dann der rotfeurige Ball im Meer versinkt und die Nacht mit ihrer Kühle
sich ausbreitet.
Zum Schluss ein herzliches danke an
alle die uns diese Reise so schön und angenehm gestalteten. Im Besonderen
Herrn Pfarrer Ernst Burmann und unserer sympathischen zyprischen Reiseleiterin
Marianna Samuel, sie versteht es ganz besonders ihr Wissen weiterzuvermitteln
und wir duften mit ihr einen großen Teil ihres Landes mit seiner
großen Kultur Kennenlernen. Marianna vielen herzlichen Dank.
hr
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