Bericht von den Freudentagen in Frankfurt 20.-21. Mai 2022

FREUDENTAGE IN FRANKFURT – DAS ERLEBTE PROGRAMM

Freitag, 20 Mai:

6:45 Treffen in der Bahnhofshalle Ulm. Wegen Bauarbeiten der Bahn geht’s so früh los.

6:58 Fahrt mit dem IC über Stuttgart, Heidelberg, Darmstadt nach Frankfurt Hbf., Ankunft um 9:46. 10 min zum Hotel Europa, Basler Straße, Begrüßungsgetränk und Kuchen.

10:35 zum Städel-Museum (ca 15 min), entlang am Untermainkai und über den Holbeinsteg.

11:00 Eine Stunde Überblicksführung im Städelmuseum in zwei Gruppen anschließend freie Besichtigung der Ständigen Sammlung und der Sonderausstellung.

13:40 Treffen auf der Museumstreppe: Gang zum Mittagessen über den Eisernen Steg zum ältesten Frankfurter Wirtshaus Wertheym, Fahrtor 1. Dort ein Essen mit Getränk, Kaffee/Tee und Dessert. Es dauert ein wenig, aber es schmeckt.

16:00 zeige ich Ihnen die großen Sehenswürdigkeiten Frankfurts in der Innenstadt: Römerberg mit Rathaus, im Dom St. Bartholomäus, wo ein Chor Händels „Messias“ probt, den Marien-Entschlafen-Altar, die Neue Altstadt, die Paulskirche von außen mit Denkmalen für Kennedy, Theodor Heuss, die Opfer der KZs  und Philipp Jakob Spener.

18:00 zu Fuß oder mit der Straßenbahn zurück zum Hotel.

Möglichkeiten für den Abend: um 20h ein Konzert in der Alten Oper: Beethovens Sinfonie Nr. 8 und Sibelius‘ Sinfonie Nr 7, HR-Sinfonieorchesster, Leitung Paavo Järvi, drei gehen hin; oder um 19 Uhr im Opernhaus „La Gazza Ladra“ von Rossini, dort genießen zwei die Musik; oder um 20 Uhr ein Orgelkonzert in der Alten am Römer. Auch dort waren wir vertreten.

Samstag, 21. Mai Frühstück ab 6:30

10:00 Nach dem Frühstück und Abstellen der Koffer im Hotel Aufbruch in die Stadt.

In der Kaiserstraße 41 zeige ich Ihnen schon mal das Lokal Bombay Lounges für das Essen um 14 Uhr. Dann geht’s durch die Taunusanlagen vorbei an den Denkmalen für Schiller, Heine, Beethoven und Marschall (den vom Marschallplan) zur Alten Oper, durch die Alte Bockenheimer Straße (Freßgass) zum Goetheplatz mit den Denkmalen für den Dichterfürst und für Gutenberg.

Um 11:45 werden wir erwartet am Großen Hirschgraben zum Besuch des Goethehauses und des Romantikmuseums. Nach der Begrüßung freie Besichtigung der zum Teil interaktiven Ausstellungen.

Wir blieben hungrig, denn um 13:45 geht’s dann zum Mittagessen: Ein indisches Buffet erwartet uns in der Bombay Lounge, Kaiserstr. 41, mit Getränk und Nachtisch.

Jetzt mussten wir unsere Taschen abholen, denn um 16:20 ging es mit dem IC 1291 nach Stuttgart (Reservierung im Wagen 8) und – mit schließlich einer Stunde Verspätung – mit dem RE weiter von 19:00 bis 20:03 zurück zum Ulmer Hbf. Im Zug trafen wir, wie immer wieder in Frankfurt, auf Mitglieder des Ulmer Gemeinderats mit OB Czisch (sie hatten sozusagen Betriebsausflug).

Wir waren 35. Vielen Dank, dass Sie diese Tage mitgemacht haben und wir uns gegenseitig Freude machen konnten.

Ihr Ernst Burmann

Auf dem Weg gab es immer wieder Gedichte (unten stehen sie) von der wunderbaren Ilse Schreiber und mir

oder wir sangen zusammen diese drei kursiv gedruckten Texte:

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.  (H. Heine)

Sah ein Knab’ ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell es nah zu sehn,
Sah’s mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden.

Knabe sprach: ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!
Röslein sprach: ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Und ich will’s nicht leiden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden.

Und der wilde Knabe brach
’s Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Mußt’ es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden. (Goethe)

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.

Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt. (Schiller)
 

 Mailied

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch

Und Freud‘ und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd‘, o Sonne!
O Glück, o Lust!

O Lieb‘, o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!

Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.

O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb‘ ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud‘ und Mut

Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!

 Prolog im Himmel  aus Goethes Faust I

Raphael:

Die Sonne tönt, nach alter Weise,

In Brudersphären Wettgesang,

Und ihre vorgeschriebne Reise

Vollendet sie mit Donnergang.

Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,

Wenn keiner Sie ergründen mag;

die unbegreiflich hohen Werke

Sind herrlich wie am ersten Tag.

Gabriel:

Und schnell und unbegreiflich schnelle

Dreht sich umher der Erde Pracht;

Es wechselt Paradieseshelle

Mit tiefer, schauervoller Nacht.

Es schäumt das Meer in breiten Flüssen

Am tiefen Grund der Felsen auf,

Und Fels und Meer wird fortgerissen

Im ewig schnellem Sphärenlauf.

Michael:

Und Stürme brausen um die Wette

Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,

und bilden wütend eine Kette

Der tiefsten Wirkung rings umher.

Ein ewig Zeugen und Verheeren

Erleiden eines Donnerschlags.

Doch deine Boten, Herr, verehren

Das sanfte Wandeln deines Tags.

Zu Drei:

Der Anblick gibt den Engeln Stärke,

Da keiner dich ergründen mag,

Und alle deine hohen Werke

Sind herrlich wie am ersten Tag.

 

Der Mai

Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.

(Erich Kästner)

Das Veilchen

Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin,
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.

Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!

Ach! Aber ach! Das Mädchen kam
Und nicht in acht das Veilchen nahm,
Ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut‘ sich noch:
Und sterb ich denn, so sterb ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füßen doch.

(Johann Wolfgang Goethe)

Die wandelnde Glocke

Es war ein Kind, das wollte nie

Zur Kirche sich bequemen,

Und sonntags fand es stets ein Wie,

Den Weg in’s Feld zu nehmen.

 

Die Mutter sprach: „Die Glocke tönt,

Und so ist dir’s befohlen,

Und hast du dich nicht hingewöhnt,

Sie kommt und wird dich holen.“

 

Das Kind, es denkt: „Die Glocke hängt

Da droben auf dem Stuhle.“

Schon hat’s den Weg in’s Feld gelenkt,

Als lief‘ es aus der Schule.

 

Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr,

Die Mutter hat gefackelt.

Doch welch ein Schrecken! hinterher

Die Glocke kommt gewackelt.

 

Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum:

Das arme Kind im Schrecken

Es lauft, es kommt als wie im Traum:

Die Glocke wird es decken.

 

Doch nimmt es richtig seinen Husch

Und mit gewandter Schnelle

Eilt es durch Anger, Feld und Busch

Zur Kirche, zur Kapelle.

 

Und jeden Sonn- und Feiertag

Gedenkt es an den Schaden,

Läßt durch den ersten Glockenschlag,

Nicht in Person sich laden.

(Goethe)

Die Teilung der Erde

»Nehmt hin die Welt!« rief Zeus von seinen Höhen
Den Menschen zu. »Nehmt, sie soll euer sein!
Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen –
Doch teilt euch brüderlich darein!«

Da eilt‘, was Hände hat, sich einzurichten,
Es regte sich geschäftig jung und alt.
Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten,
Der Junker birschte durch den Wald.

Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen,
Der Abt wählt sich den edeln Firnewein,
Der König sperrt die Brücken und die Straßen
Und sprach: »Der Zehente ist mein.«

Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen,
Naht der Poet, er kam aus weiter Fern –
Ach! da war überall nichts mehr zu sehen,
Und alles hatte seinen Herrn!

»Weh mir! So soll denn ich allein von allen
Vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn?«
So ließ er laut der Klage Ruf erschallen
Und warf sich hin vor Jovis Thron.

»Wenn du im Land der Träume dich verweilet«,
Versetzt der Gott, »so hadre nicht mit mir.
Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?«
»Ich war«, sprach der Poet, »bei dir.«

Mein Auge hing an deinem Angesichte,
An deines Himmels Harmonie mein Ohr –
Verzeih dem Geiste, der, von deinem Lichte
Berauscht, das Irdische verlor!«

»Was tun?« spricht Zeus, »die Welt ist weggegeben,
Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben
So oft du kommst, er soll dir offen sein.«

(Friedrich Schiller)

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei. (Heine)